Working Paper

Technikfolgenabschätzung

Ulrich Adler
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

ifo Diskussionsbeiträge / 6

Die Technikfolgenforschung entwickelte sich in den USA Anfang der 70er Jahre aus dem Spannungsfeld veränderter Forschungs- und Innovationsbedingungen verursacht durch Großforschung und Großtechnik. Der Aufsatz geht zunächst von einer Definition der Begriffe Technologie und Technik aus. Da aber die Begriffsbestimmung von unterschiedlichen Sichtweisen abhängig ist, werden die Auffassungen der Technokraten, der Technologen, der kritischen Alternative und der kritischen Technikphilosophie beleuchtet. Das Wesen der Technik durchläuft bei den einzelnen die Bandbreite von Segnung, die imstande ist alle Probleme zu lösen, bis zu einer Instanz, die nicht überdacht und der kritiklos gefolgt wird. Aus den unterschiedlichen Sichtweisen werden demnach auch die Folgen der Technik anders bewertet und die Fragen über technische Bewältigung und Beherrschung von Technikfolgen verschieden beantwortet. Die Technikfolgenabschätzung muß einen Beitrag in einer demokratischen Willensbildung leisten, durch den Ansichten und Befürchtungen gegenüber der Technik geleitet werden, um eine allgemeine Legitimation zu erreichen. Dieses Ziel wird anhand von Beispielen in den USA und der BRD illustriert. Die großen Chancen und Risiken der Genforschung werden den moralischen Bewertungsproblemen der Ergebnisse der Genforschung gegenübergestellt. Da gerade die Politik bei dieser demokratischen Meinungsbildung eine große Verantwortung trägt, werden speziell deren Ziele bei einer Kontrolle der Technik erarbeitet. Neben den Forderungen nach einer Frühwarnung, der Beteiligung der Betroffenen und dem Ausweisen von Alternativen, sieht der Verfasser auch die Gefahr, daß der Wissenschaft durch Regeln die Verantwortung abgenommen wird und dadurch den Innovationsdrang erstickt.

Schlagwörter: Technikfolgenabschätzung, Deutschland, Vereinigte Staaten