Working Paper

Technikfolgenabschätzung aus der Sicht der empirischen Wirtschaftsforschung

Lothar Scholz
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

ifo Diskussionsbeiträge / 7

Die hypothetischen Folgen neuer Technologien, über die noch kein gesichertes empirisches Wissen vorliegt, setzen Experten-Judgements voraus. Kompetent sind Experten aufgrund ihres Erfahrungswissens, das es ihnen erlaubt, theoretisch oder per Analogieschluß begründet, Aussagen über bislang nicht Nachweisbares zu treffen. Aus wissenschaftlicher Sicht handelt es sich dabei immer nur um begründbare Vermutungen im Vorfeld wissenschaftlicher Erkenntnisse, die im Zweifel immer einen "Expertenstreit" auslösen und oft in Kompetenzstreitereien einmünden. Immer dann, wenn man es in der TA mit Problemstellungen zu tun hat, die wissenschaftlich nicht nachweisbare, aber begründbare große Folgeschäden auslösen können, die als irreversibel anzusehen sind, wird man um solche Experten-Judgements nicht herumkommen. Dabei sollten die neuesten Erkenntnisse der Risikoforschung berücksichtigt werden. Das Prinzip der wissenschaftlichen Vorsicht gibt uns aber auf, uns solcher Experten-Judgements zu enthalten, wenn es andere Möglichkeiten gibt, die aufgeworfenen Fragen wissenschaftlich zu klären. Das ist immer dann der Fall, wenn noch hinreichend Zeit für Entscheidungen verbleibt und experimentell im Rahmen der Begleitforschung wissenschaftlich gesicherte Fakten gewonnen werden können.

Schlagwörter: Technikbewertung, Wirtschaftsforschung, Technologie, Innovation, Policy-Mix