Aufsatz in Zeitschrift

Theorien des Strukturwandels : welche Orientierungshilfen bieten sie für die Strukturpolitik?

Horst Feldmann
Duncker & Humblot, Berlin, 1993

in: ifo Studien : Zeitschrift für empirische Wirtschaftsforschung, 1993, 39, Nr. 01, 41-64

Wie die Analyse der Theorien des Strukturwandels ergeben hat, lassen sich aus keiner der vier genannten Theorien Prognosen herleiten, die für eine vorausschauend lenkende Strukturpolitik hinreichend detailliert wären. Aus den Theorien von Fourastie sowie von Nelson und Winter können jedoch zumindest allgemeine Strukturprognosen abgeleitet werden. In diesen Theorien sind die kausalen Zusammenhänge des jeweils modellierten Strukturwandels und die Bedingungen, unter denen er sich vollzieht, klar herausgearbeitet. Sind die jeweiligen Bedingungen einer der beiden Theorien in einem konkreten Anwendungsfall gegeben, so kann mit Hilfe dieser Theorie eine allgemeine Prognose des strukturellen Wandels der betrachteten Volkswirtschaft bzw. Branche erstellt werden. Die Theorien von Fourastie sowie von Nelson und Winter erfüllen damit die Anforderungen, die sinnvollerweise an die prognostische Leistungsfähigkeit volkswirtschaftlicher Theorien gestellt werden können: Sie verfügen über eine klare Kausalstruktur und sind an bestimmte Anwendungsbedingungen gebunden. Die Variablen der Modelle sind notwenigerweise allgemein gehalten, um eine große Erklärungskraft der Theorien sicherzustellen. Eine theoretische Herleitung von Strukturprognosen, die hinreichend detailliert sind, um als Basis einer voraussschauend lenkenden Strukturpolitik dienen zu können, scheint dagegen prinzipiell unmöglich zu sein. Nichtsdestoweniger ist es denkbar, daß eine solche Politik theoretisch begründet werden kann; die Prognoseproblematik müßte dann auf anderem Wege gelöst werden.

Schlagwörter: Wirtschaftsstruktur, Strukturpolitik