Aufsatz in Zeitschrift

Wohnungsbau bleibt Motor der Baukonjunktur in Ost und West

Frank Söffner
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1993

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1993, 45, Nr. 08, A1-A11

In Westdetuschland werden die Bauinvestitionen nach fünfjähriger kräftiger Expansion 1993/1994 nur noch wenig steigen. Getragen wird der Zuwachs allein von der Entwicklung im Wohnungsbau, während der Wirtschaftsbau und der öffentliche Bau wegen der gesunkenen Investitionsbereitschaft im Unternehmenssektor und der Finanzklemme bei den Gebietskörperschaften rückläufig sein werden. Auch in den neuen Bundesländern bleibt der Wohnungsbau das Zugpferd der Baukonjunktur. Nachdem bisher der Schwerpunkt des Wohnungsbaus auf der Sanierung der Altbausubstanz lag, kommt nunmehr auch der Neubau in Schwung. Der gewerbliche und der öffentliche Bau erhalten weiterhin kräftige Anstöße von den staatlichen Förderungsprogrammen und von der Investitionstätigkeit westlicher Unternehmen. Die Bauwirtschaft wird damit in den Jahren 1993 und 1994 wiederum zu den wichtigsten Antriebskräften der ostdeutschen Konjunktur zählen. Faßt man trotz aller Vorbehalte, die sich aus der unterschiedlichen Ausgangslage und aus den Strukturunterschieden ergeben zusammen, so kann in ganz Deutschland in den Jahren 1993 und 1994 mit einem realen Anstieg von jeweils 3,5% - nach reichlich 9% im Jahre 1992 - gerechnet werden. Schrittmacher der Baukonjunktur ist in beiden Jahren der Wohnungsbau, während Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau nur mäßig expandieren. Die Bauinvestitionen sind somit im laufenden Jahr das einzige Nachfrageaggregat, das einen Wachstumsbeitrag zum rückläufigen BIP leistet. Auch im nächsten Jahr - 1994 ist ein leichter Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktion zu erwarten - zählt der Bau zu den wichtigsten Konjunkturstützen in Deutschland.

Schlagwörter: Wohnungsbau, Deutschland