Monographie (Autorenschaft)

Mißlungene Vergesellschaftung : Fragmentierung als Problem des Innovationsprozesses im sowjetischen Wirtschaftssystem

Thomas Sauer
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1994

ifo Studien zur Ostforschung / 12

Die Studie zeigt, daß in der Sowjetunion ein innovationsfreundliches Klima (Verbesserung der Anreiz-Risiko-Relation im Sinne Berliners) und härtere Budgetbeschränkungen der Betriebe, die ihre Absatzmärkte in Käufermärkte verwandeln (im Sinne Kornais), allein nicht ausgereicht hätten, eine größere Innovationsfähigkeit der Betriebe auch tatsächlich hervorzubringen. Eine innovationsorientierte Reformpolitik, wie sie Gorbacov eigentlich beabsichtigte, hätte stärker berücksichtigen müssen, daß gerade das kurzfristig nicht explizierbare, d. i. implizite technische Wissen die kritische Größe im Innovationsprozeß darstellt. Damit wäre die Notwendigkeit verbunden gewesen, zum Zweck einer zielgerichteten Aktivierung impliziten technischen Wissens, seine Eigenschaft als Individualgut anzuerkennen und ein ausschließendes Nutzungsrecht daran zuzulassen. Dies hätte aber die Konsistenz des sowjetischen Innovationsmodells insgesamt in Frage gestellt, weil sie auf der Fiktion beruhte, daß das gesamte innovationsrelevante technische Wissen explizit und daher als öffentliches Gut zu behandeln sei, welches einer zentralen Planung grundsätzlich (im Rahmen einer "einheitlichen Forschungs- und Technologiepolitik") zugänglich wäre. Sowohl das sowjetische Innovationssystem als auch das ihm zugrundeliegende Vergesellschaftungsmodell scheiterten somit letzten Endes an der Unterschätzung der Bedeutung impliziten technischen Wissens.

Schlagwörter: Sowjetunion, Innovation, Wirtschaftsordnung, Sozialismus, Wirtschaftstheorie, Forschung, Forschungs- und Technologiepol, Technologietransfer, Allokation, Gewerblicher Rechtsschutz