Aufsatz in Zeitschrift

Die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 1995


ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1995

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1995, 47, Nr. 04, A1-A30

In ihrem Frühjahrsgutachten, das am 11. April 1995 der Presse vorgestellt wurde, kamen die wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute zu folgenden Ergebnissen: In Deutschland haben sich die konjunkturellen Auftriebskräfte gefestigt. Der Export nimmt kräftig zu; die gewerblichen Investitionen werden in raschem Tempo ausgeweitet. Dagegen hat die starke Anhebung von staatlichen Abgaben zu Beginn dieses Jahres den privaten Konsum temporär gedämpft. Auf dem Arbeitsmarkt deutet sich mit dem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit eine allmähliche Wende zum Besseren an. Allerdings belastet seit mehreren Wochen die sprunghafte Aufwertung der D-Mark gegenüber dem Dollar und einigen westeuropäischen Währungen das Konjunkturklima. In Westdeutschland wird sich 1995 die Industrieproduktion trotz der Aufwertung kräftig erhöhen. Dies gilt vor allem für den Investitionsgüterbereich. Die Bauproduktion wird insbesondere wegen der nachlassenden Dynamik im Wohnungsbau nicht mehr so stark expandieren. Beeinträchtigt vom immer noch schwachen Verbrauch dürften die konsumnahen Dienstleistungsbereiche und der Einzelhandel nur wenig zulegen; kräftig steigen wird aber die Wertschöpfung in den produktnahen Sparten des tertiären Sektors. Insgesamt wird sich das reale Bruttoinlandsprodukt Westdeutschland 1995, bei allerdings leichter Abschwächung im Verlauf, um 2,5% erhöhen. Im nächsten Jahr werden sich die konjunkturellen Auftriebskräfte zunehmend von der Auslands- zur Binnennachfrage verlagern; die Zuwachsrate der gesamtwirtschaftlichen Produktion dürfte nicht zuletzt wegen der Aufwertung etwas geringer sein als in diesem Jahr. In Ostdeutschland hält in diesem Jahr das hohe Wachstumstempo der gesamtwirtschaftlichen Produktion an. Neben der für den Aufholprozeß typischen kräftigen Expansion im Baugewerbe und seinen Zuliefe

Schlagwörter: Weltwirtschaft, Deutschland, Vereinigte Staaten, Japan, Westeuropa, Ostmitteleuropa, Rohstoffpreis, Außenhandel, Arbeitslosigkeit, Produktion