Aufsatz in Zeitschrift

Risiko - die Bugwelle des wirtschaftlichen Erfolges

Wulf Walter
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, Dresden, 1996

in: ifo Dresden berichtet, 1996, 03, Nr. 04, 32-35

Der Begriff "Risiko" ist im deutschen Sprachgebrauch negativ besetzt. Nur das Produkt aus durchschnittlicher Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit wird als Risiko gewertet, die Nutzenerwartung bleibt außen vor. In der chinesischen Sprache steht das Begriffspaar "wei-ji" für "Chance" und "Gefahr". Langsam beginnt sich auch hierzulande diese Einstellung herauszubilden. In den frühen Jahren der Bundesrepublik wurde Technik explizit als Segen gewertet. Das gesellschaftliche Wertesystem war durch den ökonomischen Aufholprozeß klar vorgegeben. Die Umweltdiskussion bringt ab Mitte und dann verstärkt ab Ende der siebziger Jahre nach und nach eine deutliche Verlagerung des öffentlichen Interesses. Nicht mehr das quantitative Wachstum steht im Mittelpunkt, sondern die Qualität dieses Wachstums, die Lebensqualität. Die Auswirkungen der Fokussierung öffentlicher Aufmerksamkeit auf Risikothemen waren und sind gewaltig. Umwelt- und Risikoängste führen zu neuen psychosomatischen Krankheitsbildern. Risikokommunikation und -meditation sind dringend zu fordern. Verwaltung, Politik, Öffentlichkeit, Wirtschaft, Wissenschaft und Gewerkschaften müssen über Risiken miteinander kommunizieren.

Schlagwörter: Risiko, Produktion, Standort, Wirtschaftsstruktur, Bevölkerung, Wirtschaftswachstum, Arbeitsmarkt, Ethik, Umwelt