Aufsatz in Zeitschrift

Inflation ante portas?

Wolfgang Nierhaus
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1997

in: ifo Schnelldienst, 1997, 50, Nr. 28, 03-05

Im August übertraf der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland mit 2,1% erstmals seit 31 Monaten wieder die 2%-Marke (Westdeutschland: 2,0%; Ostdeutschland: 2,4%). In Westdeutschland ist die Rate im September nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes zwar wieder auf 1,8% gefallen, allerdings waren die Preise ein Jahr zuvor besonders stark gestiegen. Den stärksten Beitrag zum Anstieg des Gesamtindexes der Lebenshaltung haben seit dem Sommer eindeutig die Anhebungen administrierter Preise geleistet: in Westdeutschland entfällt darauf 1/4, in Ostdeutschland sogar 1/2 Prozentpunkt. Die wechselkursbedingte Verteuerung der Einfuhren schlug sich dagegen bisher auf der Verbraucherstufe kaum nieder. Da im August wahrscheinlich die höchste Preissteigerungsrate dieses Jahres erreicht wurde, dürfte die Rate im Jahresdurchschnitt mit rund 1,75% im Rahmen der von der Bundesbank angestrebten Preisnorm von 1,5% bis 2% bleiben. Wenn die nächste Tarifrunde nicht zu einer Erhöhung der Lohnstückkosten führt und es nicht zu einer erneuten kräftigen Abwertung der D-Mark kommt, zeichnet sich für nächstes Jahr nur wenig zusätzlicher Preisdruck ab.

Schlagwörter: Deutschland, Inflation, Inflationserwartung