Aufsatz in Zeitschrift

Prognose 2000: Mehr Wachstum und etwas weniger Arbeitslose

Willi Leibfritz, Wolfgang Nierhaus, Wolfgang Meister, Erich Langmantel, Barbara Schaden
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1999

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1999, 51, Nr. 12, A1-A16

Am 21. Dezember 1999 hat sich das ifo Institut im Rahmen seines traditionellen vorweihnachtlichen Pressegesprächs mit der konjunkturellen Lage am Jahresende befaßt und seine Prognose für das Jahr 2000 zur Diskussion gestellt. Die deutsche Konjunktur ist in der zweiten Jahreshälfte 1999 wieder in Schwung gekommen; die gesamtwirtschaftliche Produktion nahm saisonbereinigt und auf Jahresrate hochgerechnet mit 2¾% mehr als doppelt so stark zu wie im ersten Halbjahr (1¼%). Im Jahresdurchschnitt 1999 dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 1,4% gestiegen sein. Die Konjunkturerholung wurde vor allem getragen von der Auslandsnachfrage; der vorangegangene Einbruch der Exporte, der die Konjunkturdelle herbeigeführt hatte, wurde damit überwunden. Die Inlandsnachfrage hat sich erst zuletzt stärker beschleunigt. Die Konjunkturbelebung hat noch nicht zu einer nennenswerten Ausweitung der Beschäftigung geführt. Die Arbeitsmärkte in West- und Ostdeutschland haben sich noch weiter auseinander entwickelt. Die Zunahme der Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland ist zu einem erheblichen Teil durch die Einschränkung der staatlichen Arbeitsmarktpolitik bedingt. In Westdeutschland steigt hingegen die Arbeitskräftenachfrage seit Mitte 1999 kräftig, die Kurzarbeiterzahl sinkt, und die Arbeitslosenzahl war zuletzt saisonbereinigt mit 2,7 Mill. so niedrig wie seit vier Jahren nicht mehr. Die weltwirtschaftlichen Bedingungen für eine Fortsetzung des Aufschwungs in Deutschland im Jahr 2000 sind günstig. In den asiatischen Schwellenländern und in Japan steigt die Produktion wieder. Von der amerikanischen Wirtschaft werden selbst bei einem abgeschwächten Wachstum ("Soft-landing”-Szenario) weiterhin positive Impulse auf die Weltwirtschaft ausgehen, was die Überwindung der Krisen insbesondere auch in Lateinamerika erleichtert.

Schlagwörter: Deutschland, Wirtschaftsprognose, Wirtschaftswachstum, Konjunkturprognose