Aufsatz in Zeitschrift

Wachstumsfaktoren in Osteuropa

Volkhart Vincentz, Wolfgang Quaisser
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1999

in: ifo Schnelldienst, 1999, 52, Nr. 30, 16-24

Vor etwa zehn Jahren ging in den meisten Ländern Mittel- und Osteuropas die Ära der Planwirtschaft zu Ende. Die in die Marktwirtschaft gesetzten Hoffnungen haben sich allerdings nur teilweise erfüllt. Volkhart Vincentz und Wolfgang Quaisser vom Münchener Osteuropa-Institut fassen in dem Beitrag einige Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das Osteuropa-Institut 1998 gemeinsam mit dem ifo Institut für das Bundeswirtschaftsministerium erstellt hat. Sie gehen vor allem der Frage nach, welche Faktoren die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den Transformationsländern beeinflußt haben, und sie setzen sich mit dem Problem der neuen wirtschaftlichen Kluft in Europa auseinander. Diese Kluft, die entlang der polnischen, ungarischen und slowakischen Ostgrenze verläuft, droht, wenn Ostmitteleuropa Mitglied der EU wird, sogar noch tiefer zu werden. Die divergierende Entwicklung des Lebensstandards ist nach Ansicht der beiden Autoren zwar auch auf ungleiche Ausgangsbedingungen zurückzuführen, eine mindestens ebenso wichtige Rolle haben aber die unterschiedlichen Transformationsstrategien gespielt. Ihr Fazit ist, daß eine stabilitätsorientierte Makropolitik zwar eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für Wirtschaftswachstum ist. "Die Erfahrungen in Osteuropa lehren, verstärkt mikroökonomische Anreize und Sanktionen..., als Determinanten des Wachstums in den Vordergrund zu rücken...". Obwohl es schwierig sei, diese Faktoren qualitativ zu erfassen und in ihrer Wirkung einzuschätzen, schlagen sie eine Neuorientierung der wirtschaftlichen Hilfsprogramme für Osteuropa vor, die dieser Erkenntnis Rechnung trägt.

Schlagwörter: Wachstum, Osteuropa
JEL Klassifikation: O110,O400