Aufsatz in Zeitschrift

Die D-Mark in Osteuropa, das Schwarzgeld und der Euro: Zur Größe des Effektes

Hans Werner Sinn, Frank Westermann
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2001

ifo Schnelldienst, 2001, 54, Nr. 19, 18-23

Flüchtendes Schwarzgeld sowie aus Osteuropa und der Türkei zurückdrängende DM-Bestände können den Kursverfall des Euro maßgeblich erklären: Das von Hans-Werner Sinn und Frank Westermann formulierte Portfolio-Balance Modell unterscheidet nämlich im Gegensatz zu anderen Modellen dieser Art zwischen Bargeld, Wertpapieren und Aktien im internationalen Portfolio der Kapitalanleger. Es zeigt, dass der Wechselkurs nur von der Bestandsnachfrage nach Geld im engeren Sinne, also Ml oder M0, und nicht etwa M3 oder anderen Aggregaten mit zinstragenden Titeln abhängt. Berechungen ergeben, dass von 1997 bis 2000 fast 50 Mrd. Euro aus Osteuropa, der Türkei und aus »schwarzen Taschen« an die Zentralbanken der elf Euro-Länder zurückgeflossen sein könnten. Überträgt man die Ergebnisse einer amerikanischen Untersuchung, die zeigen, dass jede Milliarde zusätzlicher sterilisierter Dollar-Geldnachfrage den Dollarkurs um einen halben Cent erhöht, auf den Eurokurs, so lassen sich damit 25 Cent der insgesamt 34 Cent, um die der Euro im Zeitraum 1997-2000 abwertete, erklären. Der Abwertungsdruck hält wahrscheinlich noch bis Ende des Jahres an. Nach der physischen Einführung des Euro im Januar und Februar des nächsten Jahres wird dieser Druck indes allmählich verschwinden.

Schlagwörter: Börsennotierung, Wechselkurs, Geldnachfrage, Euro, D-Mark, Abwertung
JEL Klassifikation: E520

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2001