Aufsatz in Zeitschrift

ifo Konjunkturprognose 2008: Konjunktur verliert an Fahrt

Kai Carstensen, Wolfgang Nierhaus, Steffen Henzel, Oliver Hülsewig, Erich Langmantel, Johannes Mayr, Wolfgang Meister, Monika Ruschinski, Hans-Werner Sinn, Anna Wolf, Dirk Ulbricht, Timo Wollmershäuser
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2007

ifo Schnelldienst, 2007, 60, Nr. 24, 09-58

Am 13. Dezember 2007 stellte das ifo Institut im Rahmen seines vorweihnachtlichen Pressegesprächs seine Prognose für die Jahre 2008 und 2009 vor. Die Weltwirtschaft hat in diesem Jahr mit 5,2% erneut sehr kräftig expandiert. Allerdings sind die Risiken für die Konjunktur im Gefolge der Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten inzwischen merklich gestiegen. So hat sich das vom ifo Institut erhobene Weltwirtschaftsklima im 4. Quartal 2007 deutlich verschlechtert. Sowohl die Einschätzungen der derzeitigen wirtschaftlichen Lage als auch die Erwartungen für die nächsten sechs Monate wurden nach unten revidiert. Die Verschlechterung des ifo Wirtschaftsklimas betrifft alle drei großen Weltregionen, also Westeuropa, Nordamerika und Asien. Dabei ist der stärkste Rückgang des Klimaindikators in Nordamerika, und dort in erster Linie in den USA zu verzeichnen. Diese Datenkonstellation deutet daraufhin, dass sich das Tempo der Weltkonjunktur merklich verlangsamen wird. Die deutsche Konjunktur ist zum Jahresende 2007 weiter aufwärts gerichtet, wenn auch mit nachlassender Kraft. Die Dynamik hatte im vergangenen Winter einen Höhepunkt erreicht und lässt inzwischen wieder deutlich nach. Wie das ifo Institut im Dezember 2006 erwartet hatte, hat sich der seit 2005 laufende Aufschwung trotz der massiven Erhöhung der Mehrwertsteuer fortgesetzt. Die Auftriebskräfte aus dem In- und Ausland waren kräftig genug, um die restriktiven Wirkungen der Finanzpolitik zu verkraften. Konjunkturmotor war weiterhin die Auslandsnachfrage, die trotz der massiven Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar aufgrund der dynamischen Weltkonjunktur kräftig blieb. Im Jahresdurchschnitt 2007 expandierte das reale Bruttoinlandsprodukt um 2,5%. Allerdings gab es in diesem Jahr erneut eine etwas geringere Zahl von Arbeitstagen als 2006. Nach Ausschaltung dieser Kalenderschwankung ist die Zuwachsrate der Produktion auf 2,6% zu veranschlagen, was knapp unter dem Durchschnitt der alten EU-Länder liegt. Im kommenden Jahr dürfte sich das Expansionstempo der gesamtwirtschaftlichen Produktion zunächst noch weiter abschwächen, weil die Investitionstätigkeit aufgrund des Vorziehens von Projekten auf das Jahr 2007 zunächst gedrückt wird. Die bislang wichtigste Stütze der Binnennachfrage wird dadurch erheblich geschwächt. Danach wird aber eine Rückkehr zum Potentialwachstum erwartet, weil die wachsende Beschäftigung und der damit einhergehende Zuwachs an Kaufkraft bei den privaten Haushalten den Konsum stimulieren werden. Das ifo Institut erwartet einen Konsumanstieg von 1,5%, der u.a. wegen der leicht anziehenden Inflation etwas geringer als im Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute veranschlagt wird. Alles in allem wird das reale Bruttoinlandsprodukt um 1,8% expandieren.

Schlagwörter: Konjunktur, Konjunkturprognose, Konjunkturumfrage, Wirtschaftslage, Geschäftsklima, Weltkonjunktur, Deutschland, Welt
JEL Klassifikation: F010,O000

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2007