Aufsatz in Zeitschrift

Wirtschaftskonjunktur 2008: Prognose und Wirklichkeit

Wolfgang Nierhaus
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2009

ifo Schnelldienst, 2009, 62, Nr. 03, 21-25

Das ifo Institut beleuchtet seit Jahren kritisch die Güte der eigenen Konjunkturprognosen und diskutiert die Gründe für aufgetretene Differenzen zwischen Prognose und Wirklichkeit. Das Jahr 2008 hat sich weltweit, und auch in Deutschland, konjunkturell als ein »annus horribilis« herausgestellt. Zwar hatte das ifo Institut am Jahresende 2007 auf der Basis der vorliegenden Frühindikatoren, zyklischer Erwägungen und Risikoabschätzungen für das Jahr 2008 eine spürbare Verlangsamung des Wachstumstempos in der Welt und Deutschland erwartet. Mit einer derart drastischen Verschlechterung der Konjunktur ist aber nicht gerechnet worden. Vom totalen Schätzfehler für die jahresdurchschnittliche Veränderungsrate des realen Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 0,5 Prozentpunkten entfallen 0,1 Prozentpunkte auf die marginale Überschätzung des statistischen Überhangs für 2008. Dieser beläuft sich nach aktuellem amtlichen Datenstand auf 0,6%; in der ifo Dezemberprognose war noch von einem Überhang in einer Größenordnung von 0,7% ausgegangen worden. Der restliche Prognosefehler (0,4 Prozentpunkte) geht auf den stark veränderten konjunkturellen Verlauf zurück. Im ersten Halbjahr 2008 hatte die gesamtwirtschaftliche Produktion unter Schwankungen sogar noch deutlich zügiger expandiert, als das vom ifo Institut erwartet worden war. Seit dem Frühsommer 2008 war dann aber die Konjunktur in Deutschland deutlich abwärts gerichtet, die Verschlechterung des außenwirtschaftlichen Umfelds (Aufwertung des Euro, Anstieg der Rohölpreise, Rezessionen in den USA und Japan) kam mehr und mehr zum Tragen. Im September spitzte sich die Weltfinanzkrise dramatisch zu. Die reale Bruttowertschöpfung ist im dritten Vierteljahr erstmals gesunken; im vierten Quartal kam es dann sogar zu einem massiven Einbruch von Wertschöpfung und Produktion. Die deutsche Wirtschaft geriet in die Rezession.

Schlagwörter: Wirtschaftskonjunktur, Prognoseverfahren, Deutschland
JEL Klassifikation: E320

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2009