Aufsatz in Zeitschrift

Der »Franken-Schock«: Die Freigabe des Schweizer Franken –wer gewinnt und wer verliert?

Peter Bernholz, Ernst Baltensperger, David Iselin, Oliver Landmann, Rudolf Minsch
ifo Institut, München, 2015

ifo Schnelldienst, 2015, 68, Nr. 05, 03-19

Im September 2011 legte die Schweizerische Nationalbank (SNB) eine Kursuntergrenze des Euro gegenüber dem Franken von 1,20 fest. Dieser Mindestkurs wurde im Januar 2015 überraschend aufgehoben. Nach Ansicht von Peter Bernholz, Universität Basel, sind die Folgen der Freigabe zurzeit noch nicht abzuschätzen. Ein längeres Verbleiben des Wechselkurses in der Nähe von einem Franken je Euro könnte dramatische Folgen für die reale Wirtschaft der Schweiz haben, so dass es sinnvoll sei, mögliche Alternativen zur gegenwärtigen Politik der SNB zu diskutieren. Für Ernst Baltensperger, Universität Bern, war die Aufhebung des SNB-Mindestkurses richtig. Das internationale Umfeld habe sich seit Herbst 2011 markant verändert. Trotz aller verbliebenen Risiken seien global gesehen wesentlich normalere Verhältnisse, in denen internationale Kapitalströme durch Ertragsdifferenzen und ökonomisch nachvollziehbare Faktoren bestimmt werden, zurückgekehrt. Über die vergangenen drei Jahre jedoch habe die Mindestkurspolitik der Schweizer Volkswirtschaft eine Anpassungsfrist von drei Jahren gewährt und zahlreichen Unternehmungen erlaubt, sich rechtzeitig auf neue Verhältnisse einzustellen. David Iselin, ETH Zürich, sieht erste Anzeichen, dass wieder vermehrt Dollar nachgefragt werden. Doch weltweit gebe es auf dem Währungsmarkt wenige so attraktive Währungen wie den Franken. Mit der Aufgabe des Mindestkurses zum jetzigen Zeitpunkt spekuliere die SNB auf einen baldigen Attraktivitätsverlust des Frankens. Wo der genau herkommen solle, sei aber vielen unklar. Oliver Landmann, Universität Freiburg, vermisst eine glaubwürdige und transparente geldpolitische Strategie der SNB. Eine solche sei derzeit nicht erkennbar. Hier bestehe eine Bringschuld, um deren Einlösung die SNB nicht herumkommen werde. Nach Meinung von Rudolf Minsch, economiesuisse, ist die Frankenaufwertung kurzfristig schlecht, aber langfristig gut. Die Aufwertung stelle die Schweizer Unternehmen vor riesige Herausforderungen und beschleunige dadurch den Strukturwandel. Der starke Franken mache es notwendig, dass Unternehmen auf Innovation und auf wertschöpfungsintensive Tätigkeiten setzen.

Schlagwörter: Schweizer Franken, Wechselkurs, Zentralbank, Geldpolitik
JEL Klassifikation: F130, G150

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut, München, 2015