Aufsatz in Zeitschrift

Jugendarbeitslosigkeit in Europa: Generation ohnePerspektive?

Joachim Möller, Gerhard Bosch, Günther Schmid, Jörg Schmidt, Jörg Asmussen
ifo Institut, München, 2015

ifo Schnelldienst, 2015, 68, Nr. 17, 03-21

Die Jugendarbeitslosigkeit in der Europäischen Union, vor allem in den südeuropäischen Ländern, ist erschreckend hoch. Das hat nicht nur unmittelbare Konsequenzen für die ökonomische Lage der Betroffenen, sondern auch erhebliche Folgen im weiteren Berufsleben. Droht langfristige eine »verlorene Generation« heranzuwachsen, die auch im späteren Erwerbsleben kaum Chancen auf einen Eintritt in den Arbeitsmarkt hat? Für Joachim Möller, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg, und Universität Regensburg, lässt sich der dramatische Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit nicht durch eine Veränderung struktureller Faktoren erklären. Vielmehr liege der Misere die allgemeine Arbeitsmarktschwäche zugrunde, die sich auch in der Arbeitslosenquote der übrigen Erwerbspersonen widerspiegelt. Es empfehle sich deshalb die doppelseitige Strategie: Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der Arbeitsmarktstrukturen in den Krisenländern bedürfen einer Komplementierung durch eine Steigerung der aggregierten Nachfrage, um die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen zu begünstigen. Gerhard Bosch, Universität Duisburg-Essen, sieht ein Versagen der Hilfsprogramme der EU, die bislang die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Süd- und Osteuropa nicht erkennbar verringern konnten. Nach Ansicht von Günther Schmid, ehem. FU Berlin, gilt es langfristig für die Länder mit hoher oder gar dramatisch hoher Jugendarbeitslosigkeit, die institutionellen Kapazitäten für duale Ausbildungssysteme aufzubauen. Jörg Schmidt, Institut der deutschen Wirtschaft Köln, findet es zu früh, um von einer verlorenen Generation Jugendlicher in Europa zu sprechen. Die vergleichsweise hohe Jugendarbeitslosigkeit in einigen südeuropäischen Staaten gebe zwar Anlass zur Sorge, allerdings hätten einige der institutionellen Regelungen auch Reformpotenzial, um diesem Problem zu begegnen, insbesondere im Bereich der (beruflichen) Bildungssysteme sowie der Kündigungsschutz- und Mindestlohnregelungen. Jörg Asmussen, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, sieht bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa in den letzten Jahren einige Erfolge. Aber es findet noch immer jeder fünfte arbeitswillige junge Europäer keinen Job. Es sollten u.a. die Berufsausbildungssysteme durch Modernisierung gestärkt, die Arbeitsmarktverwaltungen modernisiert und Existenzgründungen ermöglicht werden.

Schlagwörter: Jugendarbeitslosigkeit, Europa
JEL Klassifikation: J640

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ifo Institut, München, 2015