Working Paper

Produktivitätsmotor Gesundheitswirtschaft: Finanziert
sich der medizinisch-technische Fortschritt selbst?

Alexander Karmann, Felix Rösel, Markus Schneider
ifo Institut, München, 2016

Ifo Working Paper No. 214

Der medizinisch-technische Fortschritt (MTF) gilt als wesentlicher Treiber der Gesundheitsausgaben und Hauptursache düsterer Beitragssatzprognosen für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Übersehen wird hierbei zumeist, dass der MTF zugleich Produktivitätszuwächse im Gesundheitswesen sowie eine bessere Gesundheit der Erwerbstätigen generiert. Dies sorgt für gesamtwirtschaftliches Wachstum und damit letztlich für eine Verbreiterung der Einnahmenbasis der Sozialversicherung. In diesem Beitrag wird die Auswirkung des MTF sowohl auf die Ausgaben- als auch auf die Einnahmenseite der GKV zwischen 2002 und 2010 berechnet und einander gegenübergestellt. Wir zeigen auf Basis konservativer Rechnungen, dass sich der MTF allein durch zwei seiner Teilaspekte – Produktivitätsgewinne in der Gesundheitswirtschaft und Rückgang des krankheitsbedingt verlorenen Arbeitsvolumens – zu mindestens rund 20 % selbst finanziert. Dieses Ergebnis relativiert allzu pessimistische Aussichten einer fehlenden Finanzierbarkeit des MTF. Der Druck zu weiteren Strukturreformen im Gesundheitswesen wird hierdurch allerdings keinesfalls aufgehoben.