Aufsatz in Zeitschrift

Versteigerung der 5G-Lizenzen in Deutschland – ein Meilenstein auf dem Weg in die digitale Zukunft?

Oliver Falck, Valentin Lindlacher, Wilhelm Eschweiler, Dirk Wössner, Michael Heinz
ifo Institut, München, 2019

ifo Schnelldienst, 2019, 72, Nr. 21, 03-14

Im Juni 2019 wurde die Auktion der 5G-Mobilfunkfrequenzen nach fast drei Monaten beendet. Erstmals haben sich vier Mobilfunkanbieter an der Auktion beteiligt, und es wird einen Netzbetreiber mehr geben. Was bedeutet das Ergebnis der 5G-Frequenzauktion? Ist es der Startschuss für den Ausbau des ultraschnellen Mobilfunks und damit ein Meilenstein auf dem Weg in die digitale Zukunft?

Oliver Falck und Valentin Lindlacher, ifo Institut, betrachten die Fortschritte Deutschlands beim Ausbau der digitalen Infrastruktur im internationalen Vergleich. Deutschland schneidet demnach besser ab, als im Allgemeinen angenommen und in manchen Rankings nahegelegt wird. Wichtig sei aber, dass nun ein zügiger Ausbau erfolge. Die langwierigen deutschen Genehmigungsprozesse für den Bau von Funkmasten könnten allerdings die Ausbaupläne ins Wanken bringen.

Wilhelm Eschweiler, Bundesnetzagentur, verweist darauf, dass sich Auktionen nach Einschätzung der Bundesnetzagentur in der Vergangenheit für die Vergabe von Frequenzen bewährt haben. Das Argument, Auktionen würden dem Markt wichtige Investitionsmittel entziehen, überzeuge – trotz vielfacher Wiederholung – nicht. Die Unternehmen müssten vor der Zulassung zur Versteigerung darlegen, dass sie über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, nicht nur um Frequenzen zu ersteigern, sondern auch für den Netzausbau. Es sei auch nicht empirisch belegt, dass Unternehmen, die mehr in Frequenznutzungsrechte investieren, weniger ausbauen. Für die Unternehmen dürfte der Anreiz bestehen, die getätigten Investitionen über Mobilfunkdienste auf Basis der Frequenzen wieder zu amortisieren. Dies fördere den Ausbau der Netze und den Vertrieb der Dienste.

Dirk Wössner, Deutsche Telekom AG, führt aus, dass die Telekom mit den ersteigerten Frequenzen zügig ein »erstklassiges 5G-Netz für Deutschland bauen« wird und rät Kommunen und Unternehmen, sich schon heute mit den Nutzungsmöglichkeiten von 5G zu beschäftigen. Denn im Vergleich zu 4G biete 5G nicht nur eine deutlich größere Netzkapazität. Es sei um ein Vielfaches schneller und realisiere Kommunikation nahezu in Echtzeit: Damit ermögliche 5G die Vernetzung von Maschinen im Internet der Dinge und sei die Basis, um Industrie 4.0 mit Leben zu füllen.

Michael Heinz, BASF SE, betont die Relevanz einer effizienten und leistungsstarken Technologie, wie industrielle 5G-Netze, zum Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. An großen Standorten brauche man flexible, »eigene« industrielle 5G-Netze zur Kommunikation zwischen Maschinen und Systemen. So habe die BASF die Initiative ergriffen, die neuen Chancen der 5G-Technologie durch den Aufbau eines lokalen, privaten 5G-Netzes in Ludwigshafen für die Digitalisierung in der Produktion zu nutzen.

Schlagwörter: Digitale Medien, Vergaberecht, Mobilkommunikation, Deutschland
JEL Klassifikation: L960, O330

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