30 Jahre Mercosur – Europa verliert für Südamerika an Bedeutung
Europa hat als Handelspartner für die Mercosur-Staaten an Bedeutung verloren. Das ist das Ergebnis eines Beitrags, in dem das ifo Institut Bilanz zum 30jährigen Jubiläum der südamerikanischen Wirtschaftsallianz zieht. „Beim Aufstieg Chinas verschoben sich die Handelsströme weg von Europa hin zum chinesischen Markt. So sind Ein- und Ausfuhren des Mercosur nach Europa insgesamt rückläufig. Die Exporte der Mercosur-Länder nach Europa fielen allein in den letzten 6 Jahren um knapp 25 Prozent“, sagt Lisandra Flach, Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft und eine der Autor*innen des Beitrags.
Der chinesische Anteil an den Gesamtexporten des Mercosur stieg hingegen von 2000 bis 2018 rasant von 2 Prozent auf 22,1 Prozent. China ist damit nun mit klarem Abstand der wichtigste Absatzmarkt für die Mitgliedsstaaten des Mercosur und hat somit der Europäischen Union, dem historisch wichtigsten Handelspartner der Region, den Rang abgelaufen. Auch bei den Mercosur-Importen hat Chinas Anteil in den letzten 20 Jahren rasant zugenommen und lag im Jahre 2018 nur knapp hinter dem Anteil der EU.
Insgesamt fällt die Bilanz der ifo-Expert*innen dreißig Jahre nach der Gründung durchwachsen aus. „Der Handel innerhalb des Mercosur wurde liberalisiert. Das spiegelt sich in den ersten Jahren in einer Intensivierung des intra-Mercosur-Handels wider. Diese Entwicklung kann als Erfolg verbucht werden. Anderseits ist die Umwandlung vom Handelsabkommen zur Zollunion gescheitert, tiefere Integrationsschritte wie Arbeitnehmerfreizügigkeit scheinen kaum umsetzbar,“ erläutert Flach. Der Anteil des Intra-Mercosur-Handels am Gesamthandel der Mitgliedsstaaten befinde sich derzeit wieder auf dem Niveau des Gründungsjahres. Die Integration in internationale Produktionsnetzwerke sei zudem nur stellenweise gelungen.
Publikation
30 Jahre Mercosur – Integrationsfortschritte, Misserfolge und zukünftige Handelspolitik
ifo Institut, München, 2021
ifo Schnelldienst, 2021, 74, Nr. 04, 31-40