Pressemitteilung -

Corona hemmte zunächst die Arbeitsplatzwechsel

Die Corona-Pandemie hat den Wechsel von Arbeitsplätzen im Jahre 2020 zunächst erschwert. Das geht aus Forschungen der ifo Niederlassung Dresden hervor. „In Krisen legen Unternehmen häufig Einstellungspläne auf Eis“, sagt ifo-Volkswirt Niels Gillmann. „Das macht es für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schwierig, ihren Job zu wechseln.“ Zusätzlich habe das Kurzarbeitergeld dazu geführt, dass Unternehmen trotz der Krise an ihren Mitarbeitenden festhielten. Ausnahme waren 2020 die Berufe in der Lebensmittel- und Gastronomiebranche. Dort stieg die Mobilität. Die Beschäftigten wechselten in Sachsen vielfach in Verkehrs- und Logistikberufe sowie in den Handel.

Im Jahre 2021 normalisierte sich die Lage, mehr Menschen wechselten wieder ihre Anstellung. Dabei änderte sich das Muster der Jobwechsel zwischen den Berufsgruppen durch die Krise kaum. „Berufswechsel verlangen häufig eine gründliche Vorbereitung und Weiterbildung. Kurzfristig hat es in Deutschland also keine strukturellen Änderungen am Arbeitsmarkt gegeben“, sagt Gillmann weiter. „Umso wichtiger ist es für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sich regelmäßig weiterzubilden, damit sie im Fall der Fälle schnell wieder einen neuen Job finden.“

Der Aufsatz mit dem Titel „Berufliche Mobilität vor und während der Corona-Pandemie“, der in Kooperation zwischen Niels Gillmann, Andreas Maas (Bundesagentur für Arbeit) und Antje Weyh (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) entstanden ist, ist in Heft 01/2023 der Zeitschrift „ifo Dresden berichtet“ veröffentlicht, das heute erschienen ist.

Aufsatz in Zeitschrift
Niels Gillmann, Andreas Maas, Antje Weyh
ifo Institut, Dresden, 2023
ifo Dresden berichtet, 2023, 30, Nr. 1, 03-10
Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut, Dresden, 2023

Alle Beiträge des Heftes:

Berufliche Mobilität vor und während der Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie führte zu der größten Wirtschaftskrise seit der globalen Finanzkrise 2008. Im Jahr 2020 wurde die These geäußert, dass die Pandemie am Arbeitsmarkt zu einem „Reallokationsschock“, also einer Umverteilung von Arbeitskräften aus Jobs mit niedriger Produktivität in solche mit hoher Produktivität, führen würde. Dieser Beitrag betrachtet die berufliche Mobilität in Deutschland und Sachsen in den Coronajahren 2020 und 2021. Wir zeigen, dass es zwar im Jahr 2020 Verwerfungen gab, sich der Arbeitsmarkt im Laufe des Jahres 2021 aber schon wieder nahezu normalisiert hat. Statt einer Reallokation bewirkt die Corona-Pandemie eher eine Verstärkung von bereits existierenden Arbeitsmarkttrends. Von einem „Reallokationsschock“ ist daher zumindest für Deutschland und Sachsen nicht auszugehen.

Gependelt, um zu bleiben? Umzüge und Pendeln in Deutschland

Ostdeutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten stark geprägt von der Abwanderung gen Westen. Diese Wegzüge größerer Bevölkerungsteile schwächen zunehmend auch die Wirtschaft, weil inzwischen Fachkräfte fehlen. In den vergangenen Jahren ist eine geringere Abwanderung aus diesen Regionen zu sehen, dafür ist aber die Zahl der Auspendelnden in den ostdeutschen Kreisen gestiegen. Der vorliegende Artikel stellt sich die Frage, ob durch die höheren Pendelzahlen die weitere Bevölkerungsabwanderung verhindert wurde.

ifo Konjunkturprognose für Ostdeutschland und Sachsen Winter 2022: Wirtschaft trotzt Turbulenzen

Im Jahr 2022 dürfte die Wirtschaftsleistung in Ostdeutschland um 2,1% gewachsen sein; in Sachsen dürfte das Bruttoinlandsprodukt mit 1,7% schwächer zugelegt haben (Deutschland: 1,8%). Im laufenden Jahr dürfte die wirtschaftliche Leistung in Ostdeutschland um -0,2% abnehmen und in Sachsen stagnieren (Deutschland: -0,1%).

Modernisierungsschub durch Fachkräftemangel

Der zunehmende Arbeitskräftemangel wird gemeinhin als Gefahr für den Wohlstand in Deutschland angesehen. Dementsprechend richten sich politische Gegenmaßnahmen auch eher darauf, zusätzliche Arbeitskräfte zu attrahieren als darauf, den Bedarf an Arbeitskräften zu verringern. Der vorliegende Kommentar plädiert deswegen für einen Perspektivenwechsel: Nämlich den Mangel an Arbeitskräften als eine Chance für die Modernisierung der deutschen Wirtschaft zu sehen.

Darstellung der Indikatoren zur Beobachtung des Arbeitsmarktes in Sachsen

Dieser Beitrag stellt die (hochfrequenten) Indikatoren für die Beobachtung der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt dar. Die bereits etablierten Indikatoren – der BA-X Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit und das ifo Beschäftigungsbarometer – werden hier mit den Hochfrequenzindikatoren von indeed.com ergänzt.

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