Projekt

Abschlussprüfungen als Steuerungsinstrument im Schulsystem: Die Bedeutung von Schulabschlussnoten bei der Einstellungsentscheidung von Unternehmen

Gefördert von: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Projektlaufzeit: 2014 - 2017
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Prof. Dr. Ludger Wößmann, Dr. Marc Piopiunik, Anita Jacob-Puchalska, Franziska Kugler, Lisa Simon

Fragestellung und Ziele des Projektes

Im Rahmen des Forschungsgegenstandes „Abschlussprüfungen als Steuerungsinstrument im Schulsystem: Die Bedeutung von Schulabschlussnoten bei der Einstellungsentscheidung von Unternehmen“ wurde die Bedeutung von Schulabschlussnoten im Vergleich zu anderen Lebenslaufmerkmalen bei Personalauswahl-Entscheidungen durch Unternehmen in Deutschland untersucht. Konkret wurden mittels eines kontrollierten Entscheidungsexperiments und anschließender Befragung einer repräsentativen Stichprobe von Personalleitern in Deutschland vier Fragen beantwortet: (1.) Welche generelle Bedeutung haben Schulnoten für die Einstellungsentscheidungen von Unternehmen? (2.) Welche Bedeutung haben Schulabschlussnoten für die Einstellungsentscheidung bei Lehrstellen? (3.) Welche Bedeutung haben Schulabschlussnoten für die Einstellungsentscheidung, wenn anschließend ein weiteres bedeutendes Produktivitätssignal (z.B. Hochschulnote) erworben wird? (4.) Inwiefern hängt die Bedeutung der Schulabschlussnoten für die Einstellungsentscheidung vom Zentralitätsgrad der Schulabschlussprüfungen ab?

Methodische Vorgehensweise

An einem online durchgeführten Entscheidungsexperiment mit anschließendem Fragebogen nahmen knapp 600 Personalleiter teil, die einer repräsentativen Stichprobe der Unternehmen in Deutschland entstammen. Die andere Hälfte der Personalleiter erhielt fiktive Kandidaten mit Hochschulabschluss (Bachelor in BWL) für eine (fiktive) gehobene Traineestelle. Jedem Personalleiter wurden zwei fiktive Lebensläufe gezeigt, welche grundlegende Informationen über Bildungsabschlüsse, Abschlussnoten, Berufserfahrung, Sprach- und Computerkenntnisse sowie ehrenamtliches Engagement und sportliche Aktivitäten der fiktiven Bewerber beinhalteten. Die Personalleiter wurden gebeten, sich für genau einen der beiden Bewerber zu entscheiden. Sämtliche Lebenslaufmerkmale wurden randomisiert, so dass sich mittels Regressionsanalysen der Einfluss der einzelnen Merkmale auf die Einladungswahrscheinlichkeit berechnen lässt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse des Experiments legen nahe, dass Schulabschlussnoten für die Einladungsentscheidungen besonders dann wichtig sind, wenn diese direkt vor dem Eintritt in den Arbeitsmarkt erworben wurden. So hat die Schulabschlussnote bei Bewerbern mit Mittlerer Reife einen signifikant positiven Einfluss auf die Einladungsentscheidung. Bei Hochschulabsolventen, die mit der Hochschulnote nach der Schule ein weiteres relevantes Produktivitätssignal erworben haben, ist die Abschlussnote des Hochschulabschlusses das wichtigste Lebenslaufmerkmal, gefolgt von der Länge der Berufserfahrung durch Praktika. Die Abiturnote hat bei Bewerbern aus Bundesländern mit Zentralabschlussprüfungstradition eine größere Signalwirkung als bei Bewerbern aus Bundesländern ohne Zentralabschlussprüfungen. Bei Lehrstellenbewerbern spielen neben der Abschlussnote der Mittleren Reife auch Computerkenntnisse und vor allem soziales Engagement eine große Rolle. Für männliche Lehrstellenbewerber spielt außerdem das Alter eine Rolle, insofern als ältere Kandidaten jüngeren Konkurrenten bevorzugt werden. Die Ergebnisse des Fragebogens spiegeln die Entscheidungen der Personalleiter im Entscheidungsexperiment wider.

Eine Minderheit der Personalleiter gibt an, dass sie einen Bewerber bevorzugt einstellen würde, wenn dieser seinen Schulabschluss in einem Bundesland mit zentralen Abschlussprüfungen erworben hat. Allerdings bevorzugen Personalleiter, die selbst aus Bundesländern mit einer langen Zentralabschlusstradition stammen (wie Bayern und Baden-Württemberg), Bewerber mit zentral erworbenem Abschluss erkennbar stärker als Personalleiter aus anderen Bundesländern. Dieser Unterschied ist bei Lehrstellenbewerbern mit Mittlerer Reife ausgeprägter als bei Abiturienten.

Publikationen

Monographie (Autorenschaft)
Lisa Simon
ifo Institute, Munich, 2019
ifo Beiträge zur Wirtschaftsforschung / 83
Aufsatz in Zeitschrift
Marc Piopiunik, Guido Schwerdt, Lisa Simon, Ludger Wößmann
ifo Institut, München, 2018
ifo Schnelldienst, 2018, 71, Nr. 04, 25-29
Beitrag in referierter Zeitschrift
Ludger Wößmann
2018
IZA World of Labor, 419 p.

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