Projekt

Europäischer Austeritätsdiskurs: Was bedeutet „Austerität“? Wie wird der Begriff in öffentlichen und wissenschaftlichen Debatten verwendet?

Auftraggeber: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
Projektlaufzeit: Oktober 2018 - Februar 2019
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Prof. Dr. Niklas Potrafke, Dr. Klaus Gründler

Fragestellung und Ziele des Projektes

Seit einiger Zeit kommt in Europa vermehrt Kritik an einer vermeintlich zu restriktiven Sparpolitik auf. Das Schlagwort: Austerität. Die Unklarheit darüber, wie Austerität definiert und gemessen werden soll, führt in politischen Diskussionen und wirtschaftswissenschaftlichen Studien jedoch zu konträren Ergebnissen und unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Schlussfolgerungen. Das Projekt beschreibt die Vieldeutigkeit und Problematik der Verwendung des Begriffs „Austerität“ und soll zu einer sachlicheren Kommunikation der tatsächlichen wirtschaftlichen Situation in der Eurozone beitragen. Es werden zwei grundlegende Fragestellungen erörtert: Fragestellung (1) („Austerität in der Politik, den Medien und der Bevölkerung“) untersucht (historische) Trends in der Relevanz des Themas in den Medien und der politischen Diskussion und analysiert die Einstellung der Bevölkerung gegenüber austeritären Politiken. Fragestellung (2) („Austerität in den Wirtschaftswissenschaften“) analysiert Muster in der Definition, Verwendung und statistischen Messung der Austerität in wirtschaftswissenschaftlichen Studien.

Methodische Vorgehensweise

Das Projekt untersucht digitalisierte Bücher, Artikel in der FAZ und Reden im Europäischen Parlament auf Muster in der Verwendung des Begriffs „Austerität“. Insbesondere werden sämtliche Artikel, die in den bestgerankten 400 ökonomischen Fachzeitschriften veröffentlicht werden, im Detail analysiert. Die Ergebnisse werden dem inhaltlich verwandten aber ideologisch anders konnotierten Begriff „fiskalische Konsolidierung“ gegenübergestellt. Die verwendeten Maße zur Klassifizierung von Austerität werden diskutiert und die jeweiligen Probleme aufgezeigt. Auf Basis der Maße werden Perioden der Austerität in den entwickelten Volkswirtschaften dargestellt. Der Vergleich der jeweiligen Ergebnisse dokumentiert die Vieldeutigkeit und Vagheit in der Klassifikation von Austerität.

Datenquellen

Digitalisierte Bücher (Michel et al., 2011), Reden im Europäischen Parlament (Hoyland et al., 2009), Artikel in Top-400 Journals (RePEc und jeweilige Journals), Daten zu den Austeritätsmaßen von Alesina und Ardagna (2010), Guajardo et al. (2014), Jorda und Taylor (2016), Yang et al. (2015), OECD (2018), Weltbank (2018) und Eurostat (2018).

Ergebnisse

Die Studie untersucht die Verwendung und Bedeutung des Begriffs „Austerität“ in der öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte. Der Gebrauch von „Austerität“ ist seit der Finanzkrise stark angestiegen, jedoch herrscht kein Konsens über seine inhaltliche Bedeutung. Wissenschaftlich wird der Begriff schwerpunktmäßig in heterodoxen Journals verwendet. Da keine allgemeingültige Definition von „Austerität“ existiert, weichen die empirischen Maße zur Messung des Begriffs stark voneinander ab. Diese Uneindeutigkeit schlägt sich in empirischen Studien nieder, die je nach verwendetem Maß positive oder negative realwirtschaftliche Impulse durch Austerität konstatieren.

Presseecho

Was heißt "Austerität"? Wissenschaftlich ist der Begriff nicht eindeutig definiert
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.01.2019

Publikation

Monographie (Autorenschaft)
Klaus Gründler, Niklas Potrafke
ifo Institut, München, 2019
ifo Forschungsberichte / 103
Kontakt
Prof. Dr. Niklas Potrafke

Prof. Dr. Niklas Potrafke

Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie
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