Projekt

Verkehrliche Wirkung einer Anti-Stau-Gebühr in München

Auftraggeber: Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern
Projektlaufzeit: Februar 2019 – Juli 2020
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Oliver Falck, Anita Dietrich, Anita Wölfl

Projektpartner

Intraplan Consult GmbH

Fragestellung und Ziele des Projekts

Die Studie wird im Rahmen eines Vertrags mit der IHK für München und Oberbayern bearbeitet, in dem unabhängige, wissenschaftlich fundierte volkwirtschaftliche Beratung erfolgt. Details

München zählt mittlerweile zu den staureichsten Städten Europas. Dabei rührt der Stau nicht nur vom fließenden, sondern auch vom ruhenden Verkehr, also dem Parkplatzsuchverkehr. In dem Projekt wird empirisch untersucht, inwiefern die Bepreisung des fließenden und ruhenden Straßenverkehrs in München eine verkehrliche Wirkung entfalten kann und damit einen verkehrspolitischen Impuls zur Vermeidung der Überbeanspruchung des knappen Angebots Straße in der Innenstadt und der Region München geben kann.

In einer weiteren Studie werden zudem qualitativ die Effekte der Einführung einer Anti-Stau-Gebühr innerhalb des Mittleren Rings auf den Handel und das Tourismusgewerbe in München untersucht.

Methodische Vorgehensweise

Basis der Berechnung ist ein bestehendes und bewährtes Verkehrsmodell, das von unserem Projektpartner Intraplan entwickelt worden ist und seit über 20 Jahren für die Verkehrsplanung und die verkehrspolitische Beratung eingesetzt wird.

Mithilfe dieses Modells werden die Wirkungen von unterschiedlichen Preisszenarien auf Verkehr und Staus in München und der Region berechnet. Dazu stehen zwei Fragen im Vordergrund:

  1. Welche Wirkung könnte schon mit bestehenden Instrumenten erreicht werden, also etwa einer Anhebung der städtischen Parkgebühren?
  2. Welche Wirkung könnte mit einer (zusätzlichen) Gebühr auf den fließenden Verkehr, kurz einer Anti-Stau-Gebühr, erzielt werden – ähnlich zu Gebührenmodellen, wie sie auch schon in anderen Städten, z.B. Stockholm und London, eingeführt wurden?
     

Datenquellen

Quelle-Ziel-Matrizen (basierend auf den Mobilfunkdaten von Telefónica Next und Intraplan); Daten zum städtischen Parkraummanagement der Landeshauptstadt München

Literaturrecherche

Ergebnisse

Hauptergebnis der ersten Studie „Verkehrliche Wirkungen einer Anti-Stau-Gebühr in München“ ist, dass man bereits mit einer einfach ausgestalteten Anti-Stau-Gebühr die Stauprobleme in der Innenstadt in den Griff bekommen würde. Eine Anhebung der bestehenden Parkgebühren in den Parklizenzgebieten auf 10 € pro Tag, hätte dagegen so gut wie keine verkehrslenkende Wirkung. Würde man die höheren Parkgebühren jedoch mit einer Bepreisung des fließenden Verkehrs von 6 € pro Tag kombinieren, könnte man den Pkw-Verkehr innerhalb des Mittleren Rings im Mittel des gesamten Tages um mehr als 23 %, in der Spitzenzeit um 33 % verringern. Bei einer Gebühr von 10 € pro Tag wären die Effekte noch einmal höher. Der verkehrslenkende Effekt käme vor allem dadurch zustande, dass die Fahrer*innen mit Einführung einer Anti-Stau-Gebühr auf andere Verkehrsmittel, vor allem den öffentlichen Nahverkehr, umsteigen würden. Die Anzahl der Fahrten in die Innenstadt über alle Verkehrsmittel hinweg ginge hingegen nur geringfügig zurück. Durch den geringeren Pkw-Verkehr würden die Straßen stark entlastet und die Geschwindigkeit würde steigen, wovon auch der Wirtschaftsverkehr profitieren würde: Hier würde die Fahrzeit innerhalb des Mittleren Rings um 7,5 % sinken, in der Spitzenzeit sogar um mehr als 10 %.

Das Hauptergebnis der zweiten Studie „Auswirkungen einer Anti-Stau-Gebühr auf Handel und Tourismus in München“ ist, dass Einzelhändler*innen, Hoteliers, Gastronom*innen und Veranstalter*innen einer Anti-Stau-Gebühr durchaus beruhigt entgegensehen können: Eine Anti-Stau-Gebühr würde die Fahrten in die und innerhalb der Innenstadt nicht merklich beeinflussen. Kund*innen würden für Einkaufs- und Freizeitfahrten auf andere Verkehrsmittel umsteigen – ohne negative Effekte auf die Umsätze der Betriebe in der Innenstadt, wie es zum Beispiel die Erfahrungen mit Gebührenlösungen in London oder Stockholm zeigen. Eine Anti-Stau-Gebühr wäre langfristig sogar positiv für Einzelhandel und Tourismus, verringert sie doch Staus und entlastet dadurch den Verkehr wesentlich. Fahrer*innen, ob Kund*innen, Tourist*innen oder der Lieferverkehr, sparen Zeit; Stress, Lärm und Abgase gehen zurück. Die Produktivität steigt und die Innenstadt wird sogar noch attraktiver.

 

Präsentation des Projekts

Video

Verkehrliche Wirkung einer Anti-Stau-Gebühr in München

Publikationen

Monographie (Autorenschaft)
Oliver Falck, Anita Fichtl, Anita Wölfl
ifo Institut, München, 2020
ifo Forschungsberichte / 116
Monographie (Autorenschaft)
Oliver Falck, Anita Fichtl, Astrid Janko, Tobias Kluth, Anita Wölfl
ifo Institut, München, 2020
ifo Forschungsberichte / 115
Kontakt
Prof. Dr. Oliver Falck

Prof. Dr. Oliver Falck

Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien
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