Projekt

Die volkswirtschaftlichen Kosten der bestehenden Sanktionen in Bezug auf Russland

Auftraggeber: Industrie- und Handelkammer Düsseldorf
Projektlaufzeit: August 2020 – Oktober 2020
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Aichele, Rahel / Braml, Martin / Gröschl, Jasmin / Teti, Feodora / Steininger, Marina
Forschungsprofessor: Mario Larch, Yoto V. Yotov

Fragestellung und Ziele des Projekts

Die Studie befasst sich mit den Auswirkungen der Russland-Sanktionen aus dem Jahr 2014 auf den Außenhandel und die Wertschöpfung Deutschlands, Russlands und der Europäischen Union (EU).

Neben einer deskriptiven Analyse werden mithilfe ökonometrischer Methoden die Effekte der verschiedenen Sanktionsregime (EU, Russland, USA) auf den bilateralen Handel mit Russland geschätzt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden in eine Simulationsanalyse gespeist, um die Wohlfahrtskosten nach Ländern, Regionen und Sektoren zu bestimmen. Eine Unternehmensbefragung ergänzt die Studie um qualitative Aspekte, mit denen die Betroffenheit deutscher Unternehmen durch die Sanktionen ergänzt werden kann.

Datenquellen

COMTRADE, World Input-Output Database, WTO-TRAINS, VGR der Länder, Unternehmensbefragung.

Ergebnisse

Russland ist einseitig von der EU als Zulieferer und als Abnehmer abhängig: Im Jahr 2018 gingen 46% der Exporte in die EU und 38% der Importe kamen aus der EU. EU-Importe aus und Exporte nach Russland überstiegen nicht 5% der Gesamtimporte/-exporte. Während Deutschland und die übrigen EU-Mitgliedstaaten Russland mit Finalgütern wie Maschinen, Fahrzeugen und elektronischen Waren (jeweils 20%, 10% und 7% der Importe) beliefern, werden seitens der EU aus Russland fast ausschließlich Rohstoffe importiert. Das russische Exportgeschäft ist sehr stark von der europäischen Nachfrage nach Rohmaterialien abhängig und hat ein wenig diversifiziertes Exportportfolio – sowohl hinsichtlich des Produkt-Mixes als auch der Abnehmer.

Die Kausalanalyse, die auf dem Gravitationsmodell beruht, stützt den Befund, dass durch die Sanktionen der Außenhandel Russlands mit Deutschland deutlich zurückging. Besonders stark getroffen wurde der Export in die EU in den Sektoren Landwirtschaft (–55%) und Bergbau (–40%).

Die Simulationsanalyse mithilfe des ifo-Handelsmodells zeigt, dass das reale BIP der EU-Mietgliedstaaten im Durchschnitt um 0,12% (20,85 Mrd. Euro) und das Russlands um 1,13% (17,13 Mrd. Euro) steigen würde, wenn die Sanktionen der EU gegenüber Russland abgeschafft würden.  Das deutsche reale BIP stiege sogar um 0,16% (5,42 Mrd. Euro). Dabei würden die Regionen Deutschlands in unterschiedlichem Maße profitieren.

Die Unternehmensbefragung zeigt ebenfalls, dass ostdeutsche Unternehmen in besonderem Maße durch die Sanktionen beeinträchtigt werden – so sehen sich beispielsweise in Sachsen 60% der Unternehmen beim Export nach Russland behindert. Probleme beim Export werden deutlich häufiger (von 28% der Unternehmen) angeführt als Schwierigkeiten bei Import (von 5%) oder Investitionen (von 7%).

Publikation

Monographie (Autorenschaft)
Lisandra Flach, Mario Larch, Yoto Yotov, Martin Braml, Jasmin Gröschl, Feodora Teti, Marina Steininger, Georg Schneider
Düsseldorf, 2020
Kontakt
CV Foto von Lisandra Flach

Prof. Dr. Lisandra Flach

Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft
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