Aufsatz in Zeitschrift

Ricardo – gestern und heute

Gabriel Felbermayr, Benjamin Jung, Wilhelm Kohler, Philipp Harms, Jakob Schwab
ifo Institut, München, 2017

ifo Schnelldienst, 2017, 70, Nr. 09, 03-18

Vor 200 Jahren hat einer der Gründungsväter der modernen Volkswirtschaftslehre, David Ricardo, in seinem Buch Principles of Political Economy and Taxation die Theorie der komparativen Vorteile vorgestellt. Vom Abbau von Handelsbarrieren profitieren alle Länder, sogar die, die im Vergleich zu ihren Partnern absolute Produktivitätsnachteile haben. Ricardos Erkenntnis bildet die intellektuelle Grundlage für die graduelle Marktöffnung, die seit dem Zweiten Weltkrieg große Wohlstandsgewinne gebracht hat. Heute aber scheinen die Lehren Ricardos vergessen zu sein. Gabriel Felbermayr, ifo Institut und Ludwig-Maximilians-Universität München, verweist darauf, dass die globale Verfügbarkeit von Technologien das klassische ricardianische Motiv für Handel – die Spezialisierung auf Sektoren, bei denen komparative technologische Produktivitätsvorteile vorliegen – zunehmend zunichtemacht. Andere Treiber des Handels seien wichtiger: Produktdifferenzierung und die Ausbeutung von Größenvorteilen in der Produktion. Benjamin Jung, Universität Hohenheim, und Wilhelm Kohler, Universität Tübingen, führen aus, dass David Ricardo einen weiteren großen Beitrag zur Geschichte der Ökonomie geleistet hat: das sogenannte »Ricardianische System«, das er in seinem 1815 erschienenen Essay on Profits entwickelt habe und in dem es um Einkommensverteilung und Wachstum gehe. Philipp Harms, Universität Mainz, und Jakob Schwab, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn, stellen die Ergebnisse einer internationalen Umfrage zur Einschätzung der ökonomischen Globalisierung vor, die in zwei Wellen, 2003 und 2013, durchgeführt wurde. Die Unterschiede in der Ablehnung von Freihandel und multinationalen Unternehmen potenziellen »Globalisierungsverlierern« und potenziellen »Globalisierungsgewinnern« scheinen demnach zwischen 2003 und 2013 eher ab- als zugenommen zu haben.

Schlagwörter: Komparativer Vorteil, Handelshemmnisse, Produktivität, Technischer Fortschritt, Innovationsdiffusion, Arbeitsteilung, Wirkungsanalyse, Außenhandel, Außenhandelsgewinn, Einkommensverteilung, Wirtschaftswachstum, Globalisierung, Freihandel, Multinationales Unternehmen, Ricardo, David
JEL Klassifikation: D310, F430, O300

Enthalten in Zeitschrift bzw. Sammelwerk

Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut, München, 2017