Globalisierung

Globalisierung, die immer stärker werdende Integration der weltweiten Güter-, Arbeits- und Kapitalmärkte, bietet große Chancen, aber auch viele Gefahren. Damit die Chancen zu echten Wohlfahrtsvorteilen führen, sind geeignete wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen auf nationaler aber auch auf internationaler Ebene notwendig. Die Vorteile von Freihandel haben Volkswirte von jeher beschäftigt.

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David Ricardo

Die wichtigste Schrift eines Gründungsvaters der Ökonomik, David Ricardo, kommt Anfang des 19. Jahrhunderts zu dem Schluss, dass Zölle auf Agrarimporte für England schädlich sind, weil die dadurch entstehenden Nachteile der Konsumenten nicht durch Vorteile bei den Produzenten aufgewogen werden können. Freier Handel führt dazu, dass alle Länder genau jene Güter herstellen, für die sie komparative Vorteile besitzen, sprich, diese mit geringerem Ressourceneinsatz herstellen als andere Güter. Er erhöht damit die Konsummöglichkeiten der Menschen im Vergleich zu einer Situation ohne Handel (Autarkie). Längerfristig erlaubt Spezialisierung durch Handel auch stärkeres Produktivitätswachstum.

Sind die Märkte aber unvollständig, können Freihandel, schrankenloser Kapitalverkehr oder internationale Migration auch schädlich sein. ifo Forschungsprofessor Scott Taylor zeigt in einer preisgekrönten Arbeit, dass die Ausrottung des amerikanischen Bisons durch Handel beschleunigt wurde. Das Problem war hier aber nicht die Existenz von Handel an sich, sondern die Abwesenheit von Eigentumsrechten. Ähnlich verhält es sich in Zusammenhang mit dem Klimawandel: Durch Handel können die Treibhausgasemissionen steigen. Die Antwort kann aber nicht sein, den internationalen Warenverkehr einzuschränken, sondern muss in der Entwicklung eines weltweiten Handels von Emissionsrechten liegen.

Herausforderungen für den modernen Wohlfahrtsstaat

Die Globalisierung schafft große Herausforderungen für den modernen Wohlfahrtsstaat. So kann Handelsliberalisierung zu Arbeitslosigkeit führen, wenn es starre Lohnuntergrenzen durch Mindestlöhne oder Sozialleistungen gibt. Dies würde die Wohlfahrtsgewinne aus Freihandel zunichtemachen. Deutschland hat durch die Reform seines Arbeitsmarkts im Rahmen der Agenda 2010 die richtigen Schritte unternommen, um seinen Arbeitsmarkt für die Globalisierung fit zu machen. Eine Beschränkung des Handels hingegen hätte zwar schmerzliche Anpassungen erspart, würde aber einen Verzicht auf die substantiellen Gewinne aus Freihandel bedeuten.

Die Globalisierung schafft innerhalb von Ländern beinahe notwendigerweise Gewinner und Verlierer. Unter idealtypischen Bedingungen gewinnen die Gewinner aber mehr als die Verlierer verlieren: der Kuchen wird größer. Es ist dann Aufgabe der Wirtschaftspolitik, die Verteilung des Kuchens so zu gestalten, dass eine Kompensation der Verlierer möglich wird. Das Design effizienter Kompensationsmechanismen ist eine zentrale Aufgabe der Außenhandelsforschung am ifo Institut.

Das Institut beschäftigt sich ebenso mit Globalisierung als umfassenderen Prozess, der auch soziale Aspekte wie den Austausch von Informationen und Ideen und politischer Integration beinhaltet. Mitgearbeitet hat das Institut beispielsweise am neuen KOF-Globalisierungsindex.

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ifo Podcast: Wie globale Lieferketten krisenfester werden können

Globale Lieferketten bestehen aus weltweit verteilten Produktionsstätten. Ist diese komplexe Aufstellung in Krisenzeiten ein zusätzliches Risiko? Was müssen Politik und Unternehmen tun, um internationale Lieferketten in Zukunft krisenfester zu machen?

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