Ungleichheit

Thomas Pikettys Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ über Verteilungsfragen hat den Nerv der Zeit getroffen. Trotz zunehmender Kritik an Pikettys Werk wird die Ungleichheitsdebatte von Politikern, Medien und Ökonomen dankbar aufgenommen. Viele Thesen zu dem Thema kursieren in den Medien. Doch welche dieser Thesen stimmen? Und welche nicht? Dies scheint nicht eindeutig zu sein.

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Auf kurze Sicht ist die Einkommensverteilung gerechter geworden, auf lange Sicht nicht. Die Ungleichheit in der Gesamtbevölkerung hat seit 2006 deutlich abgenommen und ist sogar unter den Wert aus dem Jahr 2000 gesunken. Die positive Entwicklung hat einen Grund: Die Anzahl der Personen, die bislang kein Arbeitseinkommen erzielt haben und damit zu den wirtschaftlich schwächsten in der Gesellschaft zählten, ist gesunken. Die Kernidee der Agenda 2010 und der Hartz-Reformen wurde also erfolgreich umgesetzt und bewirkte zudem, dass die Ungleichheit der Bruttoreallöhne zurückgegangen ist.

Betrachtet man die Entwicklung über einen längeren Zeitraum, so zeigt sich zwar ein anderes Bild: Seit den 1970er Jahren ist die Ungleichheit der Arbeitseinkommen in Deutschland gestiegen. Doch dafür gibt es mehrere gute Gründe. Erstens: Weil die Erwerbsbiografien von Frauen anders verlaufen als die von Männern, ist unter ihnen die Ungleichheit größer. Und weil heute ein größerer Teil der weiblichen Bevölkerung arbeitet, ist auch die Ungleichheit insgesamt gestiegen. Zweitens: Unter älteren Arbeitnehmern ist die Ungleichheit höher als unter jüngeren. Und weil heute ein größerer Anteil der Beschäftigten über 50 ist, ist die Ungleichheit ebenfalls gestiegen. Einen ähnlichen Effekt hat, drittens, der Anstieg des Anteils hoch qualifizierter Arbeitnehmer.

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Prof. Dr. Andreas Peichl

Prof. Dr. Andreas Peichl

Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen
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